1. Ohne klare Hilfen und sinnvolle Handgriffe - bist Du nur mit sortieren beschäftigt
Die Arbeit an der Doppellonge bietet unglaublich viele Möglichkeiten – aber sie funktioniert nur dann, wenn Hilfen und Handgriffe präzise, klar und sinnvoll aufeinander abgestimmt sind.
Viele Pferdemenschen starten mit großem Interesse in die Doppellongenarbeit und merken schnell: So einfach, wie es aussieht, ist es nicht. Warum? Weil es nicht reicht, einfach zwei Longen einzuhängen und drauf los zu longieren.
Die Doppellongenarbeit lebt davon, dass jede Hilfe mit dem richtigen Timing gegeben wird, jede Körperbewegung und jeder Laufweg bewusst ausgeführt wird und die Hände wissen, was sie wann zu tun haben.
Deshalb ist es so entscheidend, sich wirklich mit der Hilfengebung auseinanderzusetzen – und die Handgriffe systematisch zu lernen. Nur so kannst du fein, effektiv und klar mit deinem Pferd kommunizieren. Erst wenn die Technik zur Selbstverständlichkeit wird, wird das Training richtig gut und Du longierst mit einer feinen Verbindung zum Pferd.
Wenn Du wissen willst, was Du ansonsten noch alles bei der Arbeit an der Doppellonge beachten solltest, dann schau Dir meinen Artikel "Doppellonge lernen? - das solltest Du wissen!" an.
Im Artikel "Verschnallung der Doppellonge - Wirkung, Varianten und Fehlerquellen" zeige ich Dir die verschiedenen Verschnallungsmöglichkeiten und erkläre Dir, welche aus meiner Sicht Sinn machen und welche nicht.
2. Welche Hilfen stehen Dir zur Verfügung?
2.1. Körpersprache
Die Körpersprache ist aus meiner Sicht eine der wichtigsten Hilfen an der Doppellonge – sie unterstützt jede der anderen Hilfen. Durch eine gute Körpersprache kannst Du zum Beispiel sehr viel Handeinsatz sparen.

Die Körpersprache teilt sich in mehrere Bereiche auf:

Hier oben siehst Du jetzt ein Beispiel der Körperhaltung, wenn Du auf dem Zirkel longierst. Deine Körperfront ist leicht vor das Pferd gedreht, so als wolltest Du den Laufweg Deines Pferdes mit Deiner Körperfront anstrahlen.
2.2. Peitschenhilfe
Sie dient dazu, an einem bestimmten Punkt Energie ins Pferd zu bringen. Die Peitschenhilfe verlängert die Energie der Körperhilfe.
Die Auswahl des Bereichs am Pferd entscheidet, wie die Peitschenhilfe wirkt.
Bei meiner Art der Doppellongenarbeit wird die Peitsche immer in der rechten Hand gehalten, ob Du auf der linken Hand longierst oder auf der rechten.

Wenn Du auf der linken Hand longierst, hältst Du die Longen in Grundhaltung (die zeige ich Dir später noch) in der linken Hand und die Peitsche in der rechten Hand hinter dem Pferd.

Longierst Du auf der rechten Hand gehst Du entweder in Gebrauchshaltung (auch diese Haltung zeige ich Dir gleich), dann befindet sich die Peitsche automatisch hinter dem Pferd, oder Du hältst die Peitsche in Grundhaltung über Deiner linken Hand. Dann sind Deine Arme sozusagen gekreuzt. Ich weiß, das hört sich anfangs etwas komisch an, aber der Vorteil ist sehr groß. Du hast dadurch die Longen immer kontrolliert in den Händen.
2.3. Stimmhilfe
Die Stimmhilfe dient zur Verstärkung bzw. Unterstützung der anderen Hilfen. Die Stimmhilfe kann je nach Energie, Tonfall, und Lautstärke verschiedene Auswirkungen haben:
Für eine beruhigende Stimmhilfe benutzt Du eher lange, tiefe Silben und für eine antreibende eher kurze, hohe Silben.
2.4. Zügelhilfe
Die Zügelhilfe wirkt bei Benutzung eines Gebisses auf das Maul des Pferdes. Hier wirkt die Zügelhilfe dann auf die Zunge und die Laden und hat somit auch einen Einfluss auf das Zungenbein, das Kiefergelenk und das Genick. Diese Regionen haben über myofasziale Linien Auswirkungen auf den gesamten Pferdekörper.

Das verdeutlicht, wie wichtig der sinnvolle Umgang mit der Zügelhilfe ist. Die Zügelhilfe kann an der Doppellonge nahezu ähnlich angewendet werden wie beim Reiten oder Fahren. Folgende Arten der Zügelhilfe stehen dir zur Verfügung:
3. Die Handgriffe an der Doppellonge - angelehnt an das Fahrsystem von Benno v. Achenbach
3.1. Die drei grundsätzlichen Haltungen an der Longe
Die Handgriffe, die ich an der Doppellonge verwende, leiten sich aus dem Fahrsport ab. Genauer gesagt vom Fahrsystem nach Benno von Achenbach. Die sind sehr strukturiert aufgebaut und wenn man sie einmal verinnerlicht vereinfachen sie die Doppellongenarbeit sehr und es kann wirklich effektiv mit der Doppellonge trainiert werden. Bei diesem System bleiben die Longen immer in der linken Hand und die Peitsche immer in der rechten Hand, auch wenn auf der rechten Hand longiert wird. Das ist gerade auf der rechten Hand etwas ungewohnt, aber dadurch hast Du ständig die Kontrolle über die Longen und bekommst keinen Longensalat in den Händen.
Es gibt die Grundhaltung. Bei ihr verläuft die linke Longe über dem Zeigefinger der linken Hand, die rechte Longe zwischen Mittelfinger und Ringfinger und die restlichen Longenschlaufen laufen über dem kleinen Finger. Die drei unteren Finger halten beide Longen fest. Daumen und Zeigefinger sind leicht geöffnet.

Aus ihr entwickelt sich die Gebrauchshaltung, aus der sich wiederum alle weiteren Griffe zum verlängern und verkürzen und auch die Handwechsel ableiten. Hierfür greift die rechte Hand vor die linke Hand. Die drei unteren Finger umschließen die rechte Longe und Zeigefinger und Daumen die linke Longe.

Die Dressurhaltung wende ich eher in der Position hinter dem Pferd an oder bei Seitengängen, weniger in der normalen Longierposition. Hierfür zieht die rechte Hand aus der Gebrauchshaltung ein Stück der rechten Longe aus der linken Hand heraus.

3.2. Longen verlängern und verkürzen
Es gibt verschiedene Griffe zum verlängern und verkürzen beider und einzelner Longen innerhalb einer Longenschlaufe. Das wird zum Beispiel benötigt, wenn Longen aus der Hand gerutscht sind oder vor oder nach einem Handwechsel.
Hier siehst Du jetzt das verlängern der linken Longe.

Es gibt auch Griffe, um die Longen um eine gesamte Longenschlaufe zu verlängern oder zu verkürzen. Das wird benötigt, wenn der Longierabstand zum Pferd verkleinert oder vergrößert werden soll.
Hier siehst Du jetzt das verkürzen um eine komplette Longenschlaufe.

3.3. Handwechsel
Die Griffe für den Handwechsel setzten sich aus den Griffen für die Links- bzw. Rechtswendung und dem verkürzten oder verlängern um ein größeres Stück einer Longe zusammen. Ganz vereinfacht erklärt muss beim Handwechsel von links nach rechts nur eine Schlaufe auf die rechte Longe gelegt werden und beim Handwechsel von rechts nach links, diese wieder herausgenommen werden. Natürlich muss auch die Körperdrehung, die Körperposition und der Laufweg entsprechend darauf abgestimmt werden.
Hier unten siehst Du jetzt wie ich für den Handwechsel von links nach rechts die rechte Longe greife, um auf diese Longe eine Schlaufe zu legen. Gleichzeitig kippe ich die linke Hand nach vorwärts-abwärts, um an der linken Longe nachzugeben.

Danach bewege ich meine rechte Hand mit der rechten Longe hinter die linke Hand und lege eine Schlaufe auf die rechte Longe zwischen Mittelfinger und Ringfinger.

3.4. Wechsel in andere Positionen
Mit der Doppellonge kann ja nicht nur in Longierposition gearbeitet werden, sondern auch in Handarbeitsposition oder hinter dem Pferd. Auch hierfür gibt es genaue Griffabfolgen, damit die Longen sortiert in den Händen bleiben.
Um in die Position hinter dem Pferd zu kommen machst Du einen halben Handwechsel und befindest Dich dann hinter dem Pferd in einer Art Dressurhaltung.

Um in die Handarbeitsposition zu kommen verringerst Du den Abstand zum Pferd und greifst, im Beispiel hier linke Hand, die linke Longe zusätzlich zu Deiner normalen Longenhaltung zwischen Daumen und Zeigefinger und die rechte Longe in Höhe Bauch, zusammen mit der Peitsche. Für die Handarbeitsposition auf der rechten Hand musst Du zuerst einen Handwechsel durchführen.

Durch diese Positionswechsel kannst Du mit einer Ausrüstung die Vorteile von verschiedenen Positionen in einer Einheit nutzen.
4. Mein System an der Doppellonge: Ordnung statt Longensalat
Wie oben schon erwähnt arbeite ich an der Doppellonge immer mit den Longen in der linken Hand und der Peitsche in der rechten Hand, egal auf welcher Hand ich longiere.
Warum?
Ja, anfangs ist dieses System erstmal etwas aufwändiger, als die übliche Empfehlung “hier ein bisschen rutschen lassen und dort ein bisschen annehmen”, aber es lohnt. Das Training an der Doppellonge wird viel kontrollierter und zielführender.
5. So vermittle ich die Griffe in meinen Kursen
Ich lehre die Griffe nicht direkt am Pferd, sondern zuerst:
Hier siehst Du die Holzpferde, die ich auf Kursen zum Erlernen der Handgriffe verwende. Sie können sich im Genick stellen und drehen sich, so dass Du alle Griffe und auch die Handwechsel sehr gut daran üben kannst.

Und hier siehst Du jetzt das Mini-Doppellongen-Lehrgerät, das ich zu den Live-Runden von meinem Onlineprogramm "Vom Longensalat zur Doppellonge" verschicke. Mit diesem Gerät kannst Du vor Deinem Bildschirm mithilfe der Videos die Handgriffe üben. Und in den gemeinsamen Zoom-Meetings üben wir auch mit diesem Gerät zusammen die Griffe.

Das Ziel: Du sollst während dem Longieren nicht mehr überlegen, was Du mit Deinen Händen tun sollst. Die Griffe sollen in Fleisch und Blut übergehen und nahezu automatisch ablaufen. Dann kannst Du Dich voll und ganz auf das Training mit Deinem Pferd konzentrieren und bist nicht dauernd am Longen sortieren.
6. Fazit: Kommunikation auf vielen Ebenen
Die Doppellongenarbeit bietet Dir einige Hilfen, die für ein gutes Gelingen fein aufeinander abgestimmt sein sollten. Wenn Du Dich wirklich mit den Hilfen auseinandersetzt, die Handgriffe verinnerlichst und bei allem Dein Timing immer weiter verbesserst, wird Dein Training an der Doppellonge immer besser werden.

Wenn du Dein Pferd gesundheitsfördernd und fein an der Doppellonge trainieren willst und noch weiter in das Thema einsteigen möchtest, lade dir meinen kostenlosen Doppellongen-Guide herunter!
Oder du trägst dich direkt für mein Onlineprogramm “Vom Longensalat zur Doppellonge” ein, in dem du alle Informationen und Erkärungen zu allen Hilfen und Handgriffen Schritt für Schritt in den Videos erklärt bekommst. Zusammen mit mir und den anderen TeilnehmerInnen kannst Du in den Livemeetings mithilfe des Mini-Doppellongenlehrgeräts alle Handgriffe üben, bis Du sie verinnerlicht hast.