Training bei Trageerschöpfung: Fallbeispiel Amita – Was sich in 3 Wochen verändert hat

aktualisiert am November 26, 2025

1. Der Moment, als Amita ankam

Amita kam am 30. September 25 zu mir zum Training. Ich hatte sie schon länger nicht gesehen – und ich bin ehrlich gesagt erschrocken. Ihr körperlicher Zustand war ziemlicht schlecht. Die 17-jährige englische Vollblutstute zeigte deutliche Symptome von Trageerschöpfung: abgesunkener Rumpf, abfallende Rückenlinie, schlechte Rückenmuskulatur….

Amita war für drei Wochen als Urlaubsvertretung bei mir. Der Wunsch ihrer Besitzerin war: Sie sollte während ihrem Urlaub gut trainiert werden und sich körperlich verbessern.

In diesem Artikel zeige ich Dir, wie ich mit Amita über drei Wochen gearbeitet habe – welche Symptome ich bei ihr gesehen habe, welchen Trainingsansatz ich gewählt habe und welche Fortschritte sie gemacht hat. Am Ende wirst Du besser verstehen, wie Du Trageerschöpfung bei Deinem eigenen Pferd erkennst - und welche Fortschritte in kurzer Zeit realistisch sind.

2. Amitas Vorgeschichte

Amitas Geschichte zeigt ein typisches Muster: Viele ihrer Probleme lassen sich auf Trageerschöpfung zurückführen

  • Mehrfache Probleme am Fesselträgerursprung hinten rechts
  • immer wieder Rückenprobleme,
  • Schwierigkeiten beim Reiten eine gute Anlehnung zu finden,

Hier entsteht häufig ein Teufelskreis: Die Trageerschöpfung ist oft der Auslöser für diese Probleme. Durch die entstehenden Erkrankungen und dazugehörigen Stehzeiten verstärkt sich dann wiederum die Trageerschöpfung. Natürlich kann auch eine Diagnose der Startpunkt für eine Trageerschöpfung sein. Egal wo dieser Kreislauf beginnt - viele Pferde kommen ohne gezielte Hilfe nicht mehr daraus heraus.

Außerdem besteht bei Amita noch ein Verdacht auf MIM (Myofasziale Integrative Dysfunktion), der allerdings bisher noch nicht abgeklärt wurde. Sie war auch schon mehrere Monate in einer Reha – mit Verbesserungen, die aber nach der Rückkehr schnell wieder verschwanden. Trotz der Reha war Amita nach ihrer Rückkehr sehr schlecht zu biegen, wenig ansteuerbar im Körper, und ihr Zustand verschlechterte sich schnell wieder.

2.1. Amitas Persönlichkeit

Von der Persönlichkeit her ist Amita eigentlich ein freundliches, dem Menschen gegenüber offenes Pferd. Allerdings kann sie – wenn ihr etwas komisch vorkommt – auch sehr deutlich explodieren. Manchmal wirklich aus dem Nichts.

Das zeigt: Hier ist ein Pferd, das sich in seinem eigenen Körper unsicher fühlt. Dieses explosive Verhalten würde zu verschiedenen MIM-Varianten passen. Aber auch Trageerschöpfung allein kann dazu führen – denn ein Pferd, das seinen Rumpf nicht ausreichend stabilisieren kann, fühlt sich gerade in ungewohnten Situationen nicht stabil, nicht stark genug. Ihm fehlt die körperliche Sicherheit, um gelassen zu bleiben.

3. Trageerschöpfung erkennen - Welche Symptome bei Amita zu sehen sind

Trageerschöpfung bedeutet, dass die Rumpftragemuskulatur des Pferdes zu schwach ist, um den Rumpf ausreichend zu stabilisieren und das Pferd kann sich selbst (und einen Reiter) nicht gesund tragen. Das zeigt sich in charakteristischen Symptomen – im Stand und in der Bewegung.

3.1. Symptome im Stand

Bei Amita waren folgende Symptome sofort sichtbar:

  • Sehr gerader Hals: Keine schöne Wölbung des Oberhalses
  • Halsbasis in Extension: der Hals sieht eher nach unten gebogen aus
  • Leichter Axthieb: (wobei das beim Vollblüter auch rassebedingt sein kann)
  • Angeklemmtes Schulterblatt: Besonders im oberen und hinteren Bereich sehr an den Rumpf angeklemmt
  • Rückständige Vorderbeine: Die Vorderbeine standen nicht unter dem Körper, sondern weit hinter der Senkrechten
  • Abfallende Rückenlinie: Die Rückenlinie fiel deutlich zum Widerrist hin ab
  • Unharmonische Kruppe: Kantig und abhehackt
  • Untergeschobene Hinterbeine: Sehr weit unter den Körper geschoben und sehr gerade Hinterbeine
  • Großer Trizeps: Ein Zeichen, dass sich das Pferd über die Vorhang zieht anstatt druch die Hinterhand zu schieben

Blickschulungs-Tipp: Am leichtesten zu erkennen sind die untergeschobenen Hinterbeine, die rückständigen Vorderbeine und die abfallende Rückenlinie. Fotografiere Dein Pferd von der Seite im entspannten Stand – schau Dir diese drei Punkte genau an.

Du bist Dir nicht sicher, ob Dein Pferd Symptome einer Trageerschöpfung zeigt?
In meinem kostenlosen Trageerschöpfungs-Quiz kannst Du das ganz einfachg an Vergleichsbildern austesten.

3.2. In der Bewegung: Verspannung statt Losgelassenheit

3.2.1. Im Schritt (Tag 1)

  • Oberlinie verkürzt und angespannt
  • Hals wurde sehr steif gehalten, fast ohne Nickbewegung
  • Rücken war festgehalten
  • Hinterhand sah sehr staksig aus
  • Wenig Bewegung in der Oberlinie
  • Auf der rechten Hand noch deutlicher: Rücken und Hals waren sehr fest, auch im Ganaschenbereich war sie sehr eng

3.2.2. Im Trab

Das ganz Muster zeigte sich im Trab noch viel deutlicher:

  • Deutlich verkürzte dorsale Kette (Oberlinie)
  • Hals war sehr angespannt und nach oben gezogen. Die ist gelaufen wie eine Giraffe
  • Halsbasis war abgesunken - es entstand kein schöner Bogen im Hals
  • Sehr verkürzte Vor- und Rückführphasen: Die Beine greifen weder weit nach vorne noch weit nach hinten hinaus
  • Kaum Bewegung im Rücken 
  • Schweif klemmig
  • Auf der rechten Hand noch verspannter, Rückenlinie noch mehr abfallend, Hals noch steifer und nach oben gezogen
  • Keinerlei Biegung möglich

Wichtig: Vorwärts-Abwärts ist nicht gleich Kopf auf Buggelenks-Höhe

Ein besonders interessanter Punkt: Amitas Nase war in der Bewegung durchaus auf Buggelenkshöhe. Das wird häufig als Kriterium für ein Vorwärts-Abwärts gesehen. Aber von einem richtigen Vorwärts-Abwärts konnte man trotzdem nicht sprechen. Sie lief auf der Vorhand, hatte keinen positiven Spannungsbogen, die Energie kam nicht von hinten nach vorne.

Wichtig: Oft wird gesagt, sobald die Nase auf Buggelenkhöhe ist, reitet man vorwärts-abwärts. Aber Amita zeigt deutlich, dass das alleine kein korrektes Vorwärts-Abwärts ausmacht. Der Fokus muss auf dem ganzen Körper liegen, nicht nur auf Kopf und Hals. Der Rumpf muss dynamisch stabilisiert und angehoben sein, damit die Energie von hinten nach vorne durchfließen kann. Das Pferd sollte sich in einem positiven Spannungsbogen bewegen – nicht mit weggedrücktem Rücken auf der Vorhand.

3.3. Auffälligkeiten bei den Basics

Was ebenfalls sehr deutlich zu merken war: Amita hatte große Schwierigkeiten mit Körpersprache und Druckverständnis.

  • Sie reagierte überhaupt nicht auf Körpersprache - sie blendete sie komplett aus
  • Die Schulter zu verschieben war extrem schwierig für sie
  • Sie rempelte einen regelrecht an - wenn man ihr in den Weg kam, rannte sie einen über den Haufen
  • Wichtig: Ich hatte nicht as Gefühl, dass sie das absichtlich machte, sondern dass sie ihren Körper einfach nicht unter Kontrolle hatte
  • Die größte Herausforderung war die Schulter ansteuerbar zu machen und sie dazu zu bringen, auf Körpersprache zu reagieren

3.4. Auffälligkeiten an der Doppellonge

Sobald Amita ein Gebiss im Maul und Zügel (in Form der Longe) dran hatte, zeigte sich ihr Muster noch deutlicher:

  • Sie hielt sich sehr fest
  • Das Genick war wie angezogen
  • Sie machte sich in der Ganasche sehr eng
  • Der Hals ging sozusagen gerade nach oben, der Kopf klappte einfach nach unten ab
  • Von Aufspannen, einem positiven Spannungsbogen oder an das Gebiss heranziehen war nichts zu erkennen
  • Dieses Muster zeigte sie laut Besitzerin auch immer beim Reiten

4. Mein Trainingsansatz - Was ich mit Amita gemacht habe

Mein Ziel war zuerst mehr Länge in Amitas Oberlinie bringen – als Voraussetzung, um überhaupt die Rumpftragemuskulatur ansteuern zu können. Biegung möglich machen, mehr Mobilität schaffen und ihr eine neue Bewegungsidee für die gebogene Linie geben. Dabei setze ich auf die Kombination aus Doppellongenarbeit und tensegralem Training – ohne Verschnallungen, die nur darauf ausgelegt sind, den Kopf nach unten zu ziehen.

4.1. Grundlagenarbeit: Basics herstellen

In der Grundlagenarbeit habe ich vor allem an zwei Dingen gearbeitet:

1. Druckverständnis - einer der wichtigsten Grundlagen

Amita musste lernen, auf Druck weich zu werden und sich aufzuspannen – statt mit Gegendruck zu reagieren. Das gilt für Kappzaumhilfen, Zügelhilfen genauso wie für meine Hände beim tensegralen Training an ihrem Körper oder meine Energie durch meine Körpersprache.

Nicht ausweichen. Nicht gegendrücken. Sondern: Den Druck als Energie aufnehmen und in einen positiven Spannungsbogen umwandeln. Das ist die Grundlage für jedes weitere Training.

2. Schulterkontrolle und Körpersprache

Bei der Schulterkontrolle geht es darum, dass das Pferd sich an der Schulter verschieben lässt. Hierzu muss es etwas Gewicht von der Vorhand nehmen. Die Schulterkontrolle ist eine wichtige Voraussetzung, um später in der Bewegung auf der gebogenen Linie ein Kippen auf die innere Schulter zu korrigieren.

Außerdem sollte sie auf meine Körpersprache im Allgemeinen reagieren – auf meine Körperenergie, Körperdrehung und Positionierung. Das war besonders wichtig beim Abwenden in Wendungen an der Longe und beim Handwechsel an der Doppellonge.

Ich habe ich viele Führübungen gemacht zum Beispiel für die Schulterkontrolle die Zick-Zack-Übung:

  • Sie sollte mir nach innen mitfolgen, wenn ich mich in die Wendung drehe
  • Sie sollte mir nach außen weichen, wenn ich mich mit dem Körper auf sie zudrehe
  • Wir sind anfangs sehr häufig aneinander gerempelt, weil sie es einfach nicht geschafft hat, die Schulter zu verschieben

Mein Ziel war zuerst mehr Länge in Amitas Oberlinie bringen – als Voraussetzung, um überhaupt die Rumpftragemuskulatur ansteuern zu können. Biegung möglich machen, mehr Mobilität schaffen und ihr eine neue Bewegungsidee für die gebogene Linie geben. Dabei setze ich auf die Kombination aus Doppellongenarbeit und tensegralem Training – ohne Verschnallungen, die nur darauf ausgelegt sind, den Kopf nach unten zu ziehen.

4.2. Tensegrales Training

Beim Horse Tensegrity Training geht es darum, Kompensationen zu lösen, Verspannungen zu vermindern und dem Pferd neue, gesündere Bewegungsideen zu ermöglichen.

Beim tensegralen Training habe ich vor allem lösende Übungen im Stand und rund um die Schulter herum gemacht:

Im Stand:
Lösende Übungen, um ein lockeres Fallenlassen des Halses zu ermöglichen und Verspannungen im Hals- und Schulterbereich zu lösen

In der Bewegung: 
Mit lösenden Übungen habe ich daran gearbeitet, möglichst viel Länge in die Oberlinie zu bekommen – das war die Grundvoraussetzung, um überhaupt die Rumpftragemuskulatur ansteuern zu können. Rings ums Schulterblatt habe ich die Schulterblattanbindungen gelöst, damit die Schulter überhaupt beweglich werden konnte.

Im Schritt und Trab habe ich dann stabilisiert: Ich habe die Schulter von innen mit meiner Körpersprache und der Peitsche angesteuert, sodass Amita sich über den M. Serratus Ventralis (den wichtigen Rumpftragemuskel) anheben konnte, während ich gleichzeitig die äußere Schulter öffnete. Das Ziel war, über die Biegung Länge zu erarbeiten – nicht durch Ziehen am Kopf, sondern durch Aufspannen des gesamten Körpers.

4.3. Doppellongenarbeit

Bei der Doppellonge habe ich nach dem gleichen Prinzip gearbeitet:

Ich habe die äußere Longe verlängert, um Amita in die Biegung zu nehmen. Zuerst drehte sie sich ein bisschen ein und rollte sich auch ein bisschen ein – das ist normal am Anfang. Ich hielt diesen Impuls so lange mit weicher Hand aufrecht, bis sie selbst die Idee bekam, sich in die Tiefe zu strecken, statt sich noch mehr einzurollen. Sobald sie auch nur ansatzweise in die Länge ging, habe ich sofort bestätigt: Leinen loslassen, Druck wegnehmen. Dadurch lernte sie relativ schnell das Prinzip: Wenn eine leichte stellende Parade kommt, ziehe ich an den Zügel ran und strecke mich in die Tiefe – statt mich zu verspannen.

Wichtig: Wenn man sieht, wie Amita am Anfang lief – mit angeklemmtem Genick und enger Ganasche – würde es nichts bringen, eine tiefe Verschnallung an der Doppellonge einzuschnallen. Sie würde dann einfach nur den Kopf nach unten nehmen. Aber man würde ganz sicher nicht den Rumpf anheben und auch ganz sicher nicht die Ganasche öffnen.

Das funktioniert nur über den Biegungsimpuls und vor allem darüber, dass sie selbst die Lösung findet.

4.4. Rückschläge gehören dazu: Das kalte Wetter

Amita hat sich über die drei Wochen sehr gesteigert und ist sehr viel besser geworden. Allerdings gab es einen Rückschritt, als es nachts mal deutlich kälter war.

Es wird vermutet, dass Amita eine MIM-Kandidatin ist. Nach einer kalten Nacht – obwohl sie eingedeckt war – war deutlich zu merken:

  • Sie war deutlich verspannter
  • Die Muskulatur war faster
  • Die Bewegung war nicht mehr so flüssig

Sie hat definitiv auf die Kälte reagiert. Ich habe dann einfach nochmal den Fokus wieder mehr aufs Lösen gelegt und dann wieder stabilisiert.

Wichtig: Das kann immer wieder vorkommen. Viele verzweifeln fast daran. Aber das ist tatsächlich immer wieder der Fall. Man muss das als Wiederbefundzeichen sehen: Wodurch passiert was? So kann man Rückschlüsse ziehen – in diesem Fall, dass die kalte Nacht der Auslöser war.

Nicht alles in Frage stellen, sondern wirklich drauf schauen: Wodurch könnte was passiert sein?

5. Vorher/Nachher-Vergleich

Nach drei Wochen war die Veränderung sichtbar – sowohl im Stand als auch in der Bewegung.

5.1. Im Stand (letzter Tag)

In der Momentaufnahme am letzten Tag sah man:

  • Die Vorderbeine waren immer noch ein bisschen rückständig (in drei Wochen ist am Stand nicht nachhaltig etwas zu verbessern - das sackt schnell wieder ab
  • Die Hinterbeine waren nicht mehr so weit untergeschoben
  • Der Hals war entspannter
  • Die Ganasche war deutlich geöffneter
  • Das Schulterblatt war besser zu sehen

5.2. In der Bewegung

5.2.1. Im Schritt

Im Schritt war die Veränderung deutlich:

  • Deutlich mehr Bewegung in der Oberlinie
  • Die konnte viel mehr Länge geben
  • Sie ließ den Hals fallen
  • Sie pendelte mit dem Kopf
  • Sie hatte eine Nickbewegung - und der Kopf hat schön gependelt und eine liegende Acht beschrieben
  • Vor- und Rückführphasen der Beine waren deutlich länger

5.2.2. Im Trab

Auch im Trab war die Veränderung deutlich zu sehen:

  • Vor- und Rückführphase der Beine waren deutlich verlängert
  • Bogen im Hals - die Oberlinie hatte einen schönen Bogen
  • Halsbasis war deutlich angehoben
  • Rückenlinie war nicht mehr so abfallend
  • Rücken hat begonnen zu schwingen
  • Die Bewegung sah sehr viel weniger staksig aus - viel geschmeidiger und lockerer

Im Trab siehst Du allerdings auch wieviel schwerer ihr die rechte Hand noch fällt. Dort kippt sie deutlich mehr nach innen und kann sich viel schlechter aufspannen. Auch die Biegung fällt ihr hier noch viel schwerer.

5.3. In der Arbeit grundsätzlich

Amita hatte auch gelernt, die Schulter zu bewegen bzw. bewegen zu lassen

  • Sie konnte die Schulter deutlich besser öffnen und hat sich verschieben lassen
  • Man konnte sie ansteuern über Longenimpulse und Körperausrichtung

Sie war ansonsten auch sehr ruhig und ausgeglichen, aber auch sehr motiviert bei der Arbeit, nicht so klemmig wie zu Beginn.

5.4. An der Doppellonge

Ich habe leider an der Doppellonge nur Videos, die ich nach einer Woche gedreht habe. Sie hat allerdings auch hier schon geschafft, viel besser an das Gebiss heranzuziehen, bzw. sich überhaupt erstmal zu trauen, den Hals lang zu machen und in die Tiefe zu gehen. Zum Ende der drei Wochen hat sie es noch viel besser geschafft sich aufzuspannen und sich lockerer zu bewegen, das habe ich nur leider nicht auf Video.

6. Was Du aus Amitas 3 Wochen für Dein Training mitnehmen kannst

Vielleicht erkennst Du einige der Symptome, die ich bei Amita gesehen habe, auch bei Deinem eigenen Pferd. Wenn ja, ist das kein Grund zur Sorge – aber ein Grund, aktiv zu werden.

6.1. Trageerschöpfung ist kein Unwille - es ist ein körperliches Problem

Sehr viele Dinge, die Pferde tun, passieren nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil sie ein körperliches Problem haben.

Oft werden Faulheit oder Dinge wie Rempeln und Über-den-Haufen-Rennen verwechselt mit mangelnder Motivation, Unachtsamkeit oder Sturheit. Aber ganz oft ist es einfach so, dass Pferde körperlich nicht können. Sie sind einfach körperlich überfordert, unkoordiniert oder unausbalanciert.

Ein Pferd, das seinen Rumpf nicht mehr tragen kann, ist nicht unwillig – es ist überfordert. Es braucht systematisches, pferdegerechtes Training, um seine Tragfähigkeit wiederzuerlangen.

6.2. Rückschläge gehören dazu - und sind kein Scheitern

Was auch wichtig ist: Ein Training verläuft nicht linear. Es gibt immer wieder Rückschritte durch:

  • Kaltes Wetter
  • Stress
  • Herdenumstellung
  • Futterwechsel
  • Trainingspause
  • Und viele andere Faktoren

Durch solche Dinge gibt es immer mal wieder Verschlechterungen. Das ist normal und kein Zeichen dafür, dass Dein Training nicht funktioniert.

Amitas Beispiel zeigt: Nach einer kalten Nacht ging es ihr schlechter. Das gehört dazu. Wichtig ist: Bleib geduldig, passe Dein Training an, mach weiter. Die Muskulatur braucht Zeit, um sich aufzubauen – und je stabiler sie wird, desto weniger anfällig wird Dein Pferd für solche Schwankungen.

6.3. Drei Wochen zeigen, was möglich ist - aber es braucht kontinuierliches Training

In drei Wochen kann man deutliche Fortschritte erkennen. Aber es ist natürlich dauerndes Training erforderlich, um:

  • Den Körper nachhaltig zu verbessern
  • Eine besser Bewegungsidee zu geben
  • Eine neue Bewegungsidee und Körperhaltung langfristig zu etablieren

Das heißt: Man kann in drei Wochen sehen, was möglich ist. Aber es braucht kontinuierliche Umsetzung und Training, damit das auch wirklich gehalten werden kann. Ansonsten ist so etwas schnell wieder verpufft.

6.4. Blickschulung ist der erste Schritt

Bevor Du trainieren kannst, musst Du erkennen, wo Dein Pferd steht. Blickschulung ist der erste Schritt – dass Du lernst zu sehen, worauf Du achten musst.

Schau Dir Dein Pferd genau an – im Stand und in der Bewegung:

  • Ist der Rumpf abgesunken oder gut stabilisiert?
  • Wo stehen die Beine - senkrecht unter dem Körper oder untergeschoben?
  • Wie bewegt sich Dein Pferd - locker und ausbalanciert oder klemmig und verspannt?

In meinem kostenlosen Trageerschöpfungs-Quiz kannst Du anhand von Vergleichsbildern ganz einfach testen, ob Dein Pferd Symptome einer Trageerschöpfung zeigt

6.5. Kleine Schritte - große Wirkung

Oftmals liegt das Wichtige in den Basics: Schulterverschieben, Ansteuerbarkeit, Koordination des Körpers. Und ganz, ganz wichtig: Richtiges Timing der Hilfen vom Menschen – und dass das Pferd alles versteht und entsprechend bestätigt wird.

Amitas Beispiel zeigt: Drei Wochen können einen großen Unterschied machen – wenn das Training strukturiert, geduldig und pferdegerecht ist. Es braucht keine spektakulären Übungen oder komplizierten Verschnallungen. Es braucht:

  • Klare Führung und feine Hilfen
  • Fokus auf Rumpfhebung statt Kopf nach unten ziehen
  • Geduld und systematisches Vorgehen - auch bei Rückschlägen
  • Timing beim Loben und Loslassen

In meiner kostenlosen Grundlagen-Checkliste kannst Du überprüfen, welche Basics bei Dir und Deinem Pferd schon gut funktionieren und wo es noch Potential zur Verbesserung gibt.

6.6. Drei Dinge, die Du heute tun kannst:

  1. Fotografiere Dein Pferd von der Seite im entspannten Stand – und schau Dir die Details an
  2. Beobachte die Bewegung und mach Videos: Achte auf Taktfehler, Stolpern, Kippen in Wendungen...
  3. Notiere Deine Beobachtungen: Was fällt Dir auf? Wo siehst Du Muster? Speichere die Fotos und Videos ab, um später Vergleichsbilder zu machen

7. Was mich besonders gefreut hat

Ich war tatsächlich positiv überrascht, wie viel in drei Wochen in der Bewegung möglich war.

Natürlich ist mir klar, dass das nach drei Wochen so nicht hält – dass man entsprechend dranbleiben muss. Und vor allem, dass auch die Besitzerin lernen muss, wie sie das entsprechende Training für Amita ausführen kann.

Was mich besonders gefreut hat: Amita hat die Doppellonge so schnell und so gut angenommen. Dadurch konnte ich ihr die Schulteransteuerbarkeit besser erklären – und das hat wirklich sehr gut geholfen.

8. Fazit 

Die drei Wochen mit Amita haben mir wieder einmal gezeigt: Trageerschöpfung ist kein unumkehrbares Schicksal. Mit der richtigen Herangehensweise – Doppellonge kombiniert mit tensegralem Training, Fokus auf Rumpfhebung und Balance – können Pferde ihre Tragfähigkeit zurückgewinnen.

Und sie haben mir gezeigt: Training ist kein gerader Weg nach oben. Es gibt Fortschritte, Rückschläge, wieder Fortschritte. Das ist normal. Entscheidend ist, dranzubleiben und geduldig zu sein.

Amita ist kein Einzelfall. Viele Pferde leiden unter Trageerschöpfung – oft, ohne dass ihre Menschen es erkennen. Aber Du kannst lernen, es zu sehen. Und Du kannst lernen, Deinem Pferd zu helfen.

8.1. Möchtest Du diese Grundlagen auch mit Deinem Pferd aufbauen?

Genau die Grundlagen, die ich mit Amita erarbeitet habe – Schulterkontrolle, Druckverständnis, Biegung über die Doppellonge ohne Verschnallungen – zeige ich Dir Schritt für Schritt in meinem Programm „Vom Longensalat zur Doppellonge".

Das Programm enthält im Bonuskurs "Starthilfe" auch alle Vorbereitungsübungen, die Du brauchst, bevor Du überhaupt zur Doppellonge gehst – genau die Basics, die auch Amita geholfen haben, ihre Tragfähigkeit und ihre Bewegung zu verbessern.

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Hi, ich bin Sabrina

Sabrina_Moeller

Ich helfe Dir mit tensegralem Training an der Longe und der Doppellonge, Dein Pferd gesundheitsfördernd und fein zu trainieren.

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